Jetzt hab ich schon einige Blogeinträge geschrieben, was ich alles in der Freizeit hier mache - aber der Grund für meinen Aufenthalt ist ja eigentlich die Arbeit, und deshalb widme ich diesen Eintrag meinem Praktikum.
Trumpf Korea ist ein ziemlich großer Vertriebsstandort mit etwa 130 koreanischen Mitarbeitern und einem deutschen Chef. Ich bin in der "Hauptabteilung" Applications (= Anwendung) und da in der Abteilung Punching and Bending (Stanzen und Biegen) untergebracht. Das heißt, die verkaufen keine Maschinen, das machen die Sales-Leute, und sie reparieren auch keine Maschinen, das machen die Service-Leute, sondern sie beraten Kunden bei der Auswahl von Werkzeugen, schreiben Programme für die Maschinen und wissen eben, was man mit den Maschinen anfangen kann.
Am Anfang hab ich mich dann erst Mal mit dem Werkzeugangebot befasst - es gibt unzählige verschieden Biegewerkzeuge, und noch mehr Stanzwerkzeuge. Da hab ich dann ziemlich viel gelesen und mich in die englischen Technikausdrücke eingefunden.
Mittlerweile hab ich ein Projekt am laufen, da ich für die Hochschule einen Projektbericht schreiben muss, der auch von dem Betreuer hier bewertet wird - was heißt, dass ich das ganze auf englisch scheiben muss. Dabei geht es um das Bestimmen von Biegewerten bei koreanischen Materialien (wenn man ein Blech biegt, hat das Teil nachher, wenn man die Seitenlängen zusammen zählt, eine längere Länge als das gerade Teil vorher, und wie viel das ist, ist oft wichtig und abhängig von ganz vielen Sachen, unter anderem dem Material. Und da die Koreaner kein S235JR und kein 1.4301 haben, müssen die Werte noch gemacht werden). Dazu mach ich nächste Woche auch Versuche an der Maschine, heute hab ich schon bissle angefangen und gelernt wie ich da alles einstell und so was. So ne Biegemaschine ist ein viel komplexeres Teil, als ich gedacht hab!
Ja, nächste Woche ist am Montag und Dienstag frei (neujahr), und viele nehmen die ganze Woche frei, deshalb bin ich dann eh allein und kann nach Herzenslust herum biegen (nur die Maschine darf ich nicht kaputt machen!).
Gestern und vorgestern, also Mittwoch und Donnerstag war ich bei einem Kunden, bei dem gerade eine Kombimaschine aufgestellt wird (heißt Stanzmaschine mit Laser dran). Das war die erste ihrer Art, deshalb war auch ein Deutscher da, der geholfen hat. Die sind allerdings schon 3 Wochen am schaffen, und ich war dann beim Ausprobieren dabei (mittlerweile tuts!). Daneben kriegt die Maschine grade noch einen großen Bendmaster, das ist eine große Biegemaschine mit großem Roboter davor, der die Teile biegt (Roboter sind voll cool!). Da war ein Österreicher dabei, in Österreich ist die Biegemaschinenproduktion und die sind da zuständig. Der war au sehr nett, wir haben uns gut unterhalten. Zum Mittagessen wurden dann alle Trumpfler vom Kundenchef zum Essen eingeladen (waren knapp 10 Leute dort dann), das Barbecue war echt gut.
Aber bevor ich weiter übers Essen rede, was ich glaube ich in jedem Post mache (sorry aber Essen ist halt wichtig!), will ich noch auf ein Thema zu sprechen kommt, was die Koreaner so nicht kennen.
Um die Biegemaschine ist ein Käfig rum, weil ja der Roboter geschützt ist, wenn die Türe offen ist, tut sie nicht - das ist ganz einfach. Die Kombi hat keinen Käfig, weil da eine automatische Beladeeinheit dran hängt, dafür ringsrum 2m Abstand und dann eine Lichtschranke (die zwei Meter sind, wenn man durch die Lichtschrank "fällt", dann braucht die Maschine einen Minimoment bis sie steht - und der reicht nicht, um die 2 m zu durchspringen^^. Ja, während man sich da vielleicht über einen Meter hin oder her wundert - steht daneben eine Schweißanlage, hier mal ein Bild:
Es handelt sich hierbei um einen Laser, der von vorne und von hinten an dern Vorrichtung schweißen kann. Normal sind da auch mehrer Leute dran, die ich aber nicht fotografieren wollte, die haben eh schon so komisch geschaut.
Jedenfalls tun die ohne jeglichen Schutz da arbeiten, keine Sicherheitsbrillen, keine Atemschütze oder sonst irgendwas - und ganz generell: die legen da Teile in die Vorrichtung, paar cm neben dem Laser. Der Laser ist ja nicht, wie beim Schneiden, direkt am Blech, sondern hat so ungefähr 5 cm Abstand. Da kann des so leicht passieren, wenn mal ein Teil fehlt oder schief liegt, dass der Laserstrahl abweicht - und einfach mal einen trifft, dann ist der blind oder tot! Ganz zu schweigen von den Abgasen - wir haben 10 m daneben schon kaum atmen können - wir hatten aber so Atemschutzteile (wie beim Zahnarzt, ob die viel bringen weiß ich auch nicht). Sowas ist jedenfalls selbst in Korea wohl verboten, und daneben werden Lichtschranken mit Abstand montiert!
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hier ein Paint-versuch zur Darstellung, da Bilder doch mehr sagen sollen als Worte ;) |
Ja, die ganze Firma war grade erst im Bau - vor einigen Wochen, als die ersten Trumpfmaschinen kamen, konnten die wohl noch nicht aufgebaut werden, weil bei 4° C die Computer versagt haben! IN der Halle natürlich!
Ratet doch mal, was das nächste Bild zeigt:
Ja, das ist also das Büro von den Trumpfleuten dort ;-)
Es ist nur deshalb leer, weil der Deutsche heute abgereist ist, weil die Maschine ja fertig ist.
Man konnte in diese Ding zumindest einen Heizlüfter stellen.
Tja, soviel zu dem Arbeitsumfeld in Korea bei einem sehr modernen und fortschrittlichen Unternehmen in Korea (also der Kunde ist wohl wirklich einer der westlichsten!)
Nun wieder zurück zum Thema essen: Normal im Geschäft, in Seoul City, gehen wir mittags immer in einer Art Einkaufszentrum neben Trumpf in einen Food Court. Dort sind ganz viele kleine koreanischen Restaurants nebeneinander und in der Mitte sind Tische und Stühle. Man geht dann an eine zentrale Kasse, bestellt und bezahlt und bekommt eine Nummer. Sobald die dann auf einem Bildschirm erscheint, geht man erst zum Restaurant und holt es sich ab.
Da es da nur koreansiches Essen gibt (ausländer gabs da mal wohl, konnten sich aber nicht behaupten), hab ich jetzt schon ziemlich viel probiert an Suppen und Eintöpfen und Fleischen und sogar eine Art Maultaschen gabs! Aber unsere sind viel besser.
Heute war ich ausnahmsweise nicht dort, warum weiß ich auch nicht, heute waren wir in einem Hühnersuppenrestaurant. Wie ich dann herausgefunden hab, ist es eigentlich andersrum: ein Suppenhuhnrestaurant! Jeder kriegt eine Schüssel mit Suppe, und da ist ein ganzes Huhn drin! (in kleines, also so groß wie ein kleines Brathähnchen ungefähr). Dazu gab es, oh wunder, sogar ein Schälchen mit Salz und Pfeffer für jeden, in das man das Fleisch dann "eintunken" kann. Im Huhn ist Reis. Also das hat echt gut geschmeckt!
Ansonsten mach ich morgen wieder die Stadt unsicher, und hoff, dass es nicht regnet, wie heute (nicht arg, aber immerhin - das erste Mal seit ich hier bin). Liebe Grüße von einer Wochenendfrohen
Nicole